Der Wald ohne Namen

Ein dichter Wald erstreckte sich in der flachen Ebene, in dem gewöhnliche Laubbäume standen ,die jeder kannte, aber die keiner recht identifizieren konnte, da einem immer ihr Name entfiel. Jeder Name schien im Inneren des Waldes verloren zu gehen, wenn sich die feisten Wanderer, die sich darin verirrten noch wunderten, wer sie waren oder über die Bezeichnung der Bäume nachsannen, geschah es nicht selten, dass etwas sie packte und verspeiste, ehe sie wieder aller Namen mächtig waren.

Hier gefiel es dem ungeschulten Auge irgendwie. Denn an sich war es wie ein Zelt aus Baumkronen, das sich über einen spannte und den Himmel zu einem dünnen Aufschimmern zwischen zig Blättern machte. Es roch nach Grün und Holz und alten Moos. Die Bäume standen dicht an dicht gereiht, nicht immer hunderprozentig so, als wäre sie von Natur aus so gewachsen, wie sie hier stande. Eher gepflanzt, umgesetzt, bis es passte und man darin spazieren konnte, ohne vor eine Sackgasse zu geraten.
Unter Dexus Füßen knirschte es feucht vom Morgentau und Tierlaute drangen an sein Ohr. Das hier war alles weitaus einladender als sein letzter Wald mit den Indianern.
Aber das Problem tat sich ihm mit einer schleunigen Geschwindigkeit auf.
"Wo sollen wir nur anfangen die ..... zu suchen?", fragte er und wusste genau, dass er ein Wort in seinem Satz übersprungen hatte. Abe ihm war ebenso klar, dass es ihm nicht einfallen würde. Wald ohne Namen war scheinbar doch nicht nur ein Name. Wie hieß das Mädchen, das ihn begleitete doch gleich?

NejaniXs sah sich um, sie hatte noch nie so viele Bäume an einem Ort gesehen. Sie standen so eng beieinander, dass man nicht sehen konnte, wo es weiterging. Die Dunkelheit erschwerte dies auch noch. Langsam trat sie einen Schritt vor und schluckte nochmals. Ihr war dieser Wald nicht geheuer, sie fühlte sich furchtbar beobachtet. Immer wieder drehte sie ihren Kopf von der einen zur anderen Seite und kalte Schweißperlen rannten ihre Stirn herab. Sie fühlte wie sie schneller atmete und nicht klar denken konnte, dann blieb sie kurz stehen. Sie schloss die Augen und sagte leise vor sich hin: "Beruhig dich... Beruhig dich... Hab keine Angst..." NejaniXs verstand sich selbst nicht mehr, aber durch dieses Mantra beruhigte sie sich, ihre Atmung wurde langsamer. Sie blieb stehen und sah zu DeXus. "Ich weiß nicht... Wen meinst du..." Sie hielt sich den Kopf. Gerade wusste sie doch noch was sie suchten. Und wie hieß nochmal der Junge, mit dem sie unterwegs war?

"Na dieses Ding!", sagte der Junge drängend, aber kam selbst nicht drauf. Doch er hatte eine Idee. Viele mochten ihn für einen Streber halten, dass er immer sein Notiz- und Regelbuch mit sich rumschleppte, aber jetzt war es doch recht nützlich. Er zog es aus der Tasche und malte auf eine leere Seite mit ein paar schnellen Strichen die ungefähre Form eines Schwerts, nicht schön, aber selten.
"So'n Dings.", sagte er und hielt ihr das Bild hin. Es war ja nicht so schlimm, wenn die Bezeichnung irgendwie aus seinem Kopf verschwunden war, wenn man dennoch wusste, was gemeint war.

"... Ein Schwert? Aber warum müssen wir ein Schwert suchen? Ich hab sogar zwei, welche ich beschwören kann!" sagte sie enthusiastisch und überlegte weiter warum sie hier in diesen Wald sind und ein Schwert suchen. Sie sah auf den Boden um weiter nachzudenken, als sie eine kleine Schuppe sah. Sie bückte sich und inspizierte diese. "Du... Was ist das?" sagte sie, hob die Schuppe auf und zeigte sie DeXus.

"Öhm ...", er war etwas überfragt. Erstens wegen der Suche, zweitens wegen des neuen Dingsbums. Er schaute es an und es kam ihm bekannt vor. Das Wort hatte eine indirekte Verbindung zu Fischen und .. irgendwie hasste er diesen Wald grad soweit er konnte.
"Schwert ... das war ein wichtiges ... weißt schon und es ist nötig, um was zu schaffen, was deine nicht können.", stammelte er zurecht. Sowas war ihm ja noch nie so richtig passiert, dass ihm die Worte gefehlt haben. "Und irgendwas war dann mit dem Ding in deiner Hand. Es war wichtig."
'Wichtig' schien das Wort des Tages zu sein. Alles schien sich damit gerade beheften zu lassen. Dexus' Kopf glühte vor Anstrengung.

NejaniX sah DeXus verwirrt an. Dieses Dingsbums in ihrer Hand... Was könnte das alles nur bedeuten. Sie stand wieder auf und sah in die Dunkelheit vor sich. "Lass uns weitergehen, vielleicht fällt es uns ja wieder ein..." sagte sie und lief voran. Sie hatte ein ungutes Gefühl, warum fiel ihr absolut nicht ein, was sie hier machen wollten und wer dieser Junge ist. Und wer weiß was ihnen noch in diesem Wald passieren würde...

Er nickte und steckte sein Notivbuch wieder in die Tasche, ehe er losging. Der wald schien zu leben, war lebendig und grün und es raschelte und zwitscherte scheinbar aus jeder Richtung. Er wich den Bäumen beflissen aus und schaute sich immer wieder nach dem Mädchen um, denn seine Schritte klangen wie das Rascheln, das von überall her drang und er war sich nicht sicher, ob sie wirklcih noch in seiner Nähe war.
Plötzlich schwang sich ein Schatten durch die Blattkronen. Große schwarze Flügel ließen einen Blätterregen auf sie niedergehen und das Gekrächz einer Krähe klang auf. Dexus schaute dem Schatten nach, der sich entfernte.
"Großes Ding.", sagte er und klaubte sich die Blätter vom Kopf.

"Es kann fliegen...." sagte NejaniXs. Wieder schluckte sie. Wie sollten sie das Ding besiegen... Und was hat es mit dem Schwert auf sich... Sie ging etwas geduckt durch das Dickicht. "Wir müssen leise sein... Nicht, dass es uns frisst." sagte sie und deutete DeXus an, ihr zu folgen.

Er lauschte herum. Es war weit weg und entfernte sich noch mehr.
"Ich glaub, es ist weg. Kein Grund zur Sorge.", meinte er recht nüchtern und ging weiter voran, bis er mitten im Wald auf einen Kieselweg trat. Das war verwunderllich und nicht besonders üblich. War das hier nicht ein Ort, wo es eigentlich keine Wege geben dürfte?
"Wie kommte das hierher?", fragte er und schaute den Weg entlang, wo zwei Schilder standen, die beide in dieselbe Rcihtung zeigten; auf dem einen stand 'Zu Tweedledums Haus' und auf dem anderen stand 'Zum Haus von Tweedledee'.

NejaniX sah sich die Schilder an. "Tweedledee und Tweedledum?" fragte sie ungläubig. Sie konnte nicht wirklich entscheiden, ob es eine gute Idee war, überhaupt hier zu sein. "Was sollen wir tun DeXus? Sollen wir diesen Weg folgen?" fragte sie und sah DeXus an. Man konnte ihre Zweifel in ihren Augen sehr gut erkennen. NejaniX glaubte nicht daran, dass jedes Lebewesen in dieser Welt so nett wie der Greif und die falsche Suppenschildkröte sind.

"Hey, dir ist mein Name eingefallen!", sagte er erstaunt, "Vielleicht wegen dem Weg?"
Er grübelte offen über die ganzen Möglichkeiten, wieso es wieder ging, dass alle Wörter, die ihm vorhin so schwer gefallen waren, wieder im Sinn waren und er sie ganz einfach abrufen konnte, ohne sich anzustrengen.
"Ich glaube auch, dass wir hier nicht richtig sind. Und noch mehr Leute wie diese Schildkröte zu befragen, habe ich nicht wirklich Lust. Wir könnten den Weg in die andere Richtung nehmen.", schlug er vor. In der Richtung hab es zumindest keine weiteren Schilder.

NejaniXs sah DeXus erschrocken an. "Ja DeXus, dein Name ist DeXus!" sie sprang ihn überglücklich an. Sie war so froh, dass sie ihre Erinnerungen langsam wiederbekam. Sie ließ ihn nach ein paar Sekunden los und sah sich den nicht-beschilderten-Weg an. "Wir sollten ihn gehen. Es würde uns nur aufhalten mit ihnen zu reden, geschweige denn, dass sie überhaupt freundlich sind..." sagte sie und ging den Weg entlang. Als sie schon ein Weilchen unterwegs waren, fühlte sie sich beobachtet, noch mehr als sonst. Sie schluckte kurz, schloss die Augen und sagte, in einer etwas lauteren, Tonlage: "Hör auf uns zu folgen und zeig dich endlich!" Aus der Dunkelheit erkannte man erst ein Grinsen, dann ein paar Augen und dann eine graue Katze mit blauen Streifen mit einem riesigen Maul, was zu einem Grinsen geformt war.

"Was?", fragte Dexus, der sich zunächst angesprochen gefühlt hatte und dann das Grinsen sah, wie eine Geistermaske, wonach die restlichen Teile der Katze erschienen. Das war unheimlich und er konnte nicht genau sagen, warum das so war. Grinsen war immerhin nicht gerade etwas, das einem auf Anhieb das Fürchten lehrte.
"So früh unterwegs?", fragte die Katze mit ihrem abartigen Grinsen. Dexus wusste nicht, ob er antworten sollte oder nicht. Die Katze war unheimlich, denn kaum dass sie vollständig erschienen war, verschwand sie schon wieder, um dann in der Krone eines Baum wieder aufzutauchen, na ja, zumindest ihr Kopf.
"'Ne Geisterkatze, das hat gerade noch gefehlt.", stöhnte der Junge.

NejaniX stand nur erschrocken da und zitterte. Sie versuchte sich wieder zu beruhigen, indem sie die Augen fest zukniff. Als sie sie ein paar Augenblicke später öffnete, schwebte die Grinsekatze vor ihr. NejaniX erschrak so sehr, dass sie nach hinten fiel. "H...Hör auf damit... Dieser Wald ist sowieso schon schrecklich genug." Sagte sie, stand auf und klopfte sich den Dreck von ihrer Kleidung. "Warum verfolgst du uns?!" fragte sie etwas nervös.

So schnell wie die Katze von einem Ort zum andern hin verschwand, war es gar unheimlich. Er konnte Nejanix' Nervosität gut nachvollziehen. Plötzlich war nur noch das Grinsen und der Schwanz da und diese drehten sich in der Luft um Kreis.
"Ich war neugierig, immerhin seid ihr hier neu, wenn ich mich nicht irre.", sagte das Grinsen und verschwand, um im nächsten Moment als nur die Pfoten auf dem Weg aufzutauchen und ein, zwei Schritte nach vorn zu machen.
"Gut erkannt", sagte Dexus und rang um Fassung.
"Und ich dachte mir", sagte nun das Gesicht ohne Kopf, "Vielleicht könntet ihr Hilfe dabei brauchen, verrückt zu werden."

NejaniXs sah die Katze erstaunt an. "V...Verrückt zu werden? Was um Himmels Willen sollte uns das bringen?! Wir müssen mit einem Schwert das fliegende Dings töten!" NejaniXs war ziemlich erregt, die ganze Situation war sehr nervenaufreibend und die ganzen Kreaturen waren ihr mehr als unheimlich.

"Aber alle hier sind verrückt.", sagte die Katze, die wieder woanders auftauchte. Dexus meinte wirklichdeswegen verrückt zu werden. Denn die Katze wollte sie offensichtlich verhöhnen.
"Wenn alle hier verrückt sind, dann du wohl auch und wir haben keine Zeit dafür.", sagte der Junge konsequent und wollte weitergehen.
"Dieser Pfad führt aus dem Wald heraus.", sagten diesmal nur die Schnurrhaare.

NejaniXs blieb stehen. Das konnte jetzt nicht ihr ernst sein... Also mussten sie doch zu diesen ominösen Haus gehen? "H..Heißt das wir müssen in die Richtung wo Tweedledees und Tweedledums Haus liegt?" sagte sie nervös. Sie wollte nur, dass dies alles ein Ende hat und sie endlich die entführte Herzkönigin finden.

"Nein, die andere.", eine in der Luft schwebende Pfote wies sogar noch in die Richtung, genau entgegen der Schilderrichtigung.
"Danke, war's das? Oder lauert dort noch etwas, von dem wir wissen sollten?", hakte er ungeduldig nach und griff Nejanixs Handgelenk, welche sich für seinen Geschmack ein bisschen zu leicht von der Katze, die ja kaum je vollständig da war und deswegen kaum Grund bot, sich mit ihr zu unterhalten, verwirren ließ.
"Nicht wirklich.", kam die Antwort von einem Ast herab, "aber ..."
Ein Gekrächz erklang, das Dexus hier schon einmal gehört hatte.
"... besser ihr beeilt euch, ehe die Krähe euch erwischt.", und damit verschwand die Katze.

NejaniXs schluckte. //E...Eine Krähe... Das hört sich nicht gut an...// " DeXus wir müssen uns beeilen..." sagte sie aufgeregt zu DeXus und lief in die Richtung, die ihnen die Grinsekatze gezeigt hatte.

Er sah ihr nach. Warum sollte man eigentlich vor einer Krähe Angst haben?
Das Gekrächz klang aufs Neue und er meinte, dass es nun nahe genug war, dass er sich das Biest ansehen konnte. Was war an einer Kärhe schon gruselig?
Na ja, bei dem Exemplar handelte es sich um eine so große Krähe, dass sie bestimmt einen Traktor hätte verspeisen können. Dexus nahm schleunigst die Beine in die Hand, während das Gefieder der Krähe die Blätter von den Bäumen riss, die wie ein grüner Regen auf ihn niedergingen. Er hastete so schnell, bis der Wald plötzlich sein Ende nahm und der Vogel scheinbar kehrt machte.
Dexus keuchte schwer und blickte zu Nejanix.
"Alles Okay?", fragte er keuchend.

NejaniX beugte sich hinunter und atmete schwer. "Ja... und bei dir?" sagte sie und sah sich um. Um sie herum war eine Lichtung. Überall standen kleine Blumen und das Licht der Sonne trat auf die Lichtung und sah aus wie ein goldener Schleier, der die Lichtung teilte. NejaniX sah sich verblüfft um, diese Lichtung war nicht mit dem Rest des Waldes zu vergleichen, was sie vorher erlebt hatten. "DeXus... Wo sind wir denn hier gelandet?" Sagte sie und trat ein paar Schritte vorwärts.

"Na auf jeden Fall in Sicherheit, oder?", mutmaßte er und blickte sich um. Es war recht hübsch hier und so idyllisch und so andere Sachen. Hier gab es keinen Weg, der sie davor bewahren musste, Namen zu vergessen. Er wusste es wirklich, wie er nach einem Test herausfand; er war Dexus, sie war Nejanix und sie suchten die Vorpal-Klinge. Ganz einfach.
Inmitten der Lichtung stand eine weiße Gestalt wie eine Säule gerade herum und blickte durch die Gegend.
"Da.", wies Dexus, "Wollen wir den fragen, ob er was weiß?"

Sie blickte in die besagte Richtung und erblickte auch, wie DeXus, die weiße Gestalt. Die Gestalt sah sehr majestätisch aus und nicht, wie die anderen Wesen dieser Welt, angriffslustig. Sie ging auf ihn zu und stoppte ein paar Meter vor ihm. "E...Entschuldigen sie, wissen sie zufällig wo wir die Vorpal-Klinge finden?" sagte sie etwas nervös und für NejaniX, sehr leise. Auch NejaniX hatte ihr Gedächtnis wieder und um so mehr wollte sie diese Klinge finden.